Ribal Al-Assad calls for democratic reform in Syria in interview with the Upper Austrian News (OONachrichten)

„Syrer haben Angst, dass es nach Assads Sturz noch schlimmer wird“

LONDON/DAMASKUS. Die syrische Bevölkerung ist am Sonntag zu einem Referendum über eine neue Verfassung aufgerufen. Ribal al-Assad, der Cousin des brutalen Staatschefs Baschar al-Assad, spricht im Interview mit den OÖNachrichten über die Perspektiven für das zerrissene Land und seine eigene Lebensgefahr.

OÖN: Die Kämpfe eskalieren, der internationale Druck wächst. Wie sicher ist Präsident Baschar al-Assad noch?

Ribal al-Assad: Sehr sicher, meine ich. Syrien hat mit dem Iran, dem Libanon und irakischen Milizen mächtige Verbündete. Außerdem ist die Regierung kein Ein-Personen-Regime. Es wird von vielen Menschen gestützt, die aus Eigeninteresse jede Reform verhindern werden. Wandel würde bedeuten, dass sie für ihre Gräueltaten irgendwann belangt werden. Würde Baschar echte Reformen auf den Weg bringen, würde er sein Leben aufs Spiel setzen.

OÖN: Sie glauben also nicht, dass die Volksabstimmung am Sonntag über eine neue Verfassung die Lage beruhigt?

Ribal al-Assad: Nein, ich fürchte, dass Syrien schon bald in einen Bürgerkrieg abrutscht, in dem jeder gegen jeden kämpft. Schon jetzt ist das Misstrauen zwischen den vielen Minderheiten und Glaubensrichtungen riesig. Eine ähnlich verfahrene Lage kennt man in Europa aus Sarajevo. Wenn die Spannungen ausbrechen, wird die gesamte Region destabilisiert. Das ist auch der Grund, warum es trotz der Massaker des Regimes bislang nur wenige Überläufer gibt: Die Menschen haben Angst, dass es nach einem Sturz von Assad noch schlimmer wird.

OÖN: Die Opposition scheint allerdings gespalten: Bei einem Treffen von Exilsyrern waren Sie nicht eingeladen….

Ribal al-Assad: …und die kurdische Minderheit leider auch nicht. Indessen geben sich Fundamentalisten wie die Muslimbrüder als demokratische Opposition aus, was verheerend ist. Aber solange Widerständler nicht mit einer geeinten Stimme sprechen, fehlt uns die Kraft, Präsident al-Assad abzulösen.

OÖN: Was soll die internationale Staatengemeinschaft tun?

Ribal al-Assad: Wir brauchen ein neutrales Land wie Deutschland oder Indien, das die zersplitterte Opposition mit ihren rund 1000 Leuten vereinen kann. Wenn wir unsere Differenzen beiseitelegen und einen Plan zum Aufbau demokratischer Strukturen entwickeln, dann wäre das der größtmögliche Druck auf das Regime. Dann könnten wir unter internationaler Aufsicht den Dialog einfordern, den das Regime immer wieder vertagt.

OÖN: Kann nicht die Türkei als Bindeglied zwischen Westen und Nahem Osten vermitteln?

Ribal al-Assad: Auf gar keinen Fall. Unter Besetzung der osmanischen Armee sind Tausende Syrer umgekommen; die Türkei besetzt auch heute noch syrische Gebiete. Die türkische Regierung wird zudem immer Partei für Islamisten ergreifen.

OÖN: Finanziert das syrische Regime Ihr Leben im Exil, damit Sie nicht zurückkehren?

Ribal al-Assad: Nein. Arabische Freunde haben uns anfangs geholfen, mittlerweile verdiene ich mein Geld als Geschäftsmann. Das Regime zahlt uns nichts, im Gegenteil: Es hat unser Haus zerbombt, Grundstücke enteignet, unsere Kontaktleute werden drangsaliert.

OÖN: Bekommen Sie Morddrohungen?

Ribal al-Assad: Es gab einige auf meiner Facebook-Seite. Aber ich lebe nur einmal, und das eine Leben will ich nicht in Angst verbringen. Ich will mein Bestes geben für einen Wandel in Syrien.

Related Links

ΚΟΙΝΟΠΟΙΗΣΗ

Συμμετέχετε

Υποβάλετε αίτηση για να γίνετε ενεργό μέλος του δικτύου ODFS στη Συρία

Ακολουθήστε μας

Ακολουθήστε τον διευθυντή μας Ribal Al-Assad στα μέσα κοινωνικής δικτύωσης